Christen im Dienst an Kranken e.V.
Christen im Dienst an Kranken e.V.

Zeugnis einer Altenpflegerin

In meinem Beruf, erlebe ich nicht nur Schweres, sondern auch viel Schönes.

Als ich eines Tages wieder eine unserer Heimbewohnerinnen versorgte, fiel bei ihr der Satz: "Ich will nicht mehr leben!"

 

Oft hatte sie die Möglichkeit schon genutzt, um ihren Kummer auszusprechen, wenn ich bei ihr war. Ich war aber nicht auf ein Gespräch eingestellt, da mich an diesem Tag negative Erfahrungen selbst entmutigt hatten. Auch sah ich mich nicht in der besten Verfassung für ein Gespräch. In meinem Herzen sagte ich zu Jesus, dem ich angehöre: “Eigentlich habe ich jetzt gar keine Zeit, um mich auf ein Gespräch einzulassen. Und ich selbst bin auch nicht offen dafür. Aber, wenn DU etwas daraus machen willst, dann nimm es in DEINE  Hände.“


Während ich die 82 - jährige Frau ansah, fragte ich:  "Was macht es Ihnen so schwer dass Sie nicht mehr leben wollen?" Ich wusste, dass sie nicht nur Gebrechen des Alters zu tragen hat, sondern auch schwer krank war. Sie nannte mir ihre Not und sagte  dazu:

"Sie brauchen mir doch nur eine Spritze zu geben und dann wäre es vorbei!

Im Stillen betete ich zu Jesus: Gib DU mir Weisheit für das Gespräch." Ich sagte ihr: "Sie und auch ich sind von Gott geschaffen, er hat uns das Leben geschenkt. Er setzt auch den Zeitpunkt, wann wir sterben werden. Keiner hat das Recht, das Leben eines anderen Menschen oder sein Eigenes zu beenden. Ich habe auch kein Recht dazu.“

Meine Frage an die Frau: "Wären Sie  denn bereit, wenn Sie heute sterben würden?"
Spontan war ihre Antwort: Ja. Ihre Begründung war: sie habe ihre Familie groß gezogen, sie wäre öfters zur Kirche gegangen usw. Als sie mit ihrer Aufzählung zu Ende war, erklärte ich ihr, was die Bibel unter Bereitsein versteht:

 

  • Bitte und Gewissheit der Vergebung der eigenen Schuld
  • Übergabe seines Lebens an Jesus Christus
  • Sinn und Ziel seines Lebens in Jesus gefunden haben
  • Freude und Gewissheit einmal bei Jesus sein zu dürfen.

 

Mit kurzen Sätzen erläuterte ich diese Inhalte. Sie hörte still zu.

Als ich geendet hatte, sagte ich: "wenn Sie nachher alleine sind, können Sie sich alles noch mal in Ruhe überlegen. Dann können sie mit Jesus darüber auch noch reden, so wie wir mit einander reden. Sie haben die Möglichkeit in Ruhe zu entscheiden, ob sie das für sich annehmen können und wollen. Solch eine Entscheidung, ob sie Jesus gehören wollen oder nicht, können sie dann still in ihrem Herzen Jesus sagen. Oder sie können es auch jetzt mit mir zusammen machen.


Hörte ich richtig? Ihre Antwort war klar und unmissverständlich: “Dann mache ich es jetzt mit ihnen". Satz für Satz sprach ich ihr ein Übergabegebet mit oben genannten  Inhalt vor. Während sie es nachsprach, setzte sie an einer oder zwei Stellen das Wort „herzlich“ dazu. Es war für mich klar, sie sprach es mit vollem Bewusstsein nach und vertraute ihr Leben Jesus Christus an.


Nicht lange dauerte es, dass sie schwächer wurde in ihrem körperlichen Zustand. Sehr habe ich mich gefreut, dass sie nun wirklich bereit für Jesus. Für mich hatte dieses Erlebnis eine doppelte Freude:

 

  • Dass ein Mensch im hohen Alter zu Jesus findet sehe ich als ein besonderes Wunder und Geschenk an.
  • Mit diesem Erlebnis, hat Jesus mich selbst in meiner Situation erfreut und gestärkt. Und mich hinein genommen in sein Handeln an den Menschen.

    

 

Oft bete ich: „Schenk mir Gelegenheiten und öffne mir die Augen, wo du mich gebrauchen willst. Jesus tut es.


Gerne fahre ich mit dem Zug. Oft schon ergaben sich gute Gespräche mit anderen Menschen. Bevor ich solch eine Fahrt antrete, bete ich zu Jesus, er möge mir gute Gespräche mit den Menschen über IHN schenken. Auf dieser Fahrt, die in den Urlaub ging, war ich doch sehr müde. Diesmal wollte ich meine Ruhe haben und sagte es Jesus auch. Ich setzte mich in ein kleines Zugabteil, wo ich allein war.

Nicht lange dauerte es, als eine Frau herein kam. Obwohl noch fünf Plätze im Abteil frei waren, setzte sie sich genau neben mich. Dann erzählte sie ohne „Punkt und Komma“. Das, was sie sagte, ergab keinen Zusammenhang. Ein wenig ärgerte es mich, weil ich mich in meinem Ruhebedürfnis gestört sah. Dann versuchte ich, nicht mehr hinzuhören. Ein Abschalten war jedoch unmöglich. Ich handelte mit mir selbst, ob ich hinaus gehen und mich woanders hin setzen sollte.

Doch dann betete ich und sprach mit Jesus über diese Frau. Entweder hatte sie eine Not oder sie war vielleicht verwirrt? „Herr Jesus, wenn du einen Auftrag für mich an dieser Frau hast, dann mach mich bereit dazu.“
Ich versuchte heraus zu hören, was die Frau bewegen mochte. Aber ein Satz löste den anderen ab, ohne dass es mir klar wurde. Doch plötzlich fiel mitten in dieses viele Reden ein Satz, der wohl ihre Not beinhaltete.

"Jetzt muss ich auch noch zur Beerdigung".

 

Der nächste Satz gehörte schon nicht mehr zu diesem Thema. Sie sprach unaufhörlich weiter. Wie sollte ich ihr etwas sagen können? Während ich ihr weiter zuhörte, nahm ich ein Traktat aus meiner Tasche über das Thema:


TOD, TRAUER, EWIGKEIT. Ebenso eine Karte: ANTEILNAHME.

 

Nach langer Zeit hörte diese Frau auf zu reden. Ich legte meine Hand auf ihr Knie und auch die Traktate und sagte: "Ich wünsche Ihnen viel Kraft für den Schritt, der jetzt vor Ihnen liegt.“ Sie fing an zu weinen. Ich sagte ihr, sie brauche sich ihrer Tränen nicht zu schämen. Nach einer Zeit, hörte sie wieder auf. Sie erzählte mir dann, wie schwer ihr die bevorstehende Beerdigung sei. Denn ihr Lieblingsenkel war gestorben.


Der Tod eines jungen Menschen ist schwerer als bei alten Menschen zu verkraften, da das Leben noch bevorsteht. Was mich selber schon am offenen Grab getröstet hat, nämlich Jesus und sein Wort, das durfte ich ihr dann erzählen. Bevor ich nun wieder aussteigen musste, fragte ich die Frau, ob es ihr recht sei, für sie zu beten und sie selbst und ihre Not vor Jesus zu bringen. Sie bejahte. Gefreut habe ich mich, als sie selbst auch noch betete. Sie dankte Gott für diese Begegnung.


Bevor wir uns trennten, sagte sie zu mir: "Als ich heute morgen das Haus verließ, hätte ich nicht gedacht, dass ich so getröstet werde". Ich war beschämt und erfreut zugleich. Jesus hatte in mir die Bereitschaft gewirkt, ihr zuzuhören und nun durfte ich ihr ein Stück helfen. Jesus will Jeden von uns gebrauchen. Sind wir offen dafür?

 

Der Herr richte euere Herzen aus auf die Liebe GOTTES
und auf die Geduld CHRISTI


2. Thessalonicher 3, 5

Bild oben: Fotolia.de; unten privat

Druckversion | Sitemap
© Christen im Dienst an Kranken e.V.