Beim folgenden Text handelt es sich um die thesenartige Zusammenfassung eines Vortrags von Pastor Dr. Wolfgang Nestvogel, den der Verfasser am 21.11.2015 im Rahmen eines CDK-Seminars in Hannover gehalten hat. Der vollständige Vortrag ist auf CD erhältlich.
Ausgangsfrage
Der Umgang mit einem Todesfall stellt den Christen in eine doppelte Verantwortung, die er auf der Grundlage biblischer Ethik sowohl gegenüber dem Verstorbenen als auch gegenüber den noch Lebenden
wahrnehmen muss.
Sollen wir uns für eine Erdbestattung oder eine Kremation entscheiden?
Die Bibel entwickelt zu dieser Frage keine explizite systematische Lehre, sondern wir sind darauf angewiesen, die Indizien zusammenzutragen und zu bewerten.
1. Die biblische Deutung des Leibes
1.1. Der Leib ist Gottes Schöpfung und Gabe – und mit einer unverlierbaren Würde ausgestattet:
Das biblische Leibverständnis steht damit im Gegensatz zum griechischen Dualismus, der den Leib gegenüber dem Geist als minderwertig einstuft. Von dieser leibfeindlichen Voraussetzung konnte die Gnosis sowohl libertinistische als auch asketische Konsequenzen ableiten.
1.2. Der Leib steht unter den Folgen des Sündenfalls und ist darum dem Tod verfallen (1. Mo 3,19).
1.3. Im Augenblick des Todes wird der Mensch selbst (Ich, Persönlichkeit, Name, Geist) von seinem sterblichen Leib getrennt. (2.Kor 5,8; Lk 16,19-23)
1.4. Der den Erlösten verheißene Auferstehungsleib ist eine Neuschöpfung.
1.5. Eine „Verwandlung“ des alten Leibes in den neuen Leib geschieht bei der „Entrückung“.
Dieser Vorgang vollzieht sich bei den Christen, die zur Zeit der Wiederkunft des HERRN noch leben (und folglich an der „Entrückung“ teilhaben) - und denen darum das Schicksal eines leiblichen
Sterbens erspart bleibt.
1.6. Die Auferstehung Jesu war auch insofern eine Ausnahme, als der Leib des Sohnes Gottes nicht von der Verwesung betroffen war.
2. Biblische Indizien zum Umgang mit dem verstorbenen Leib
2.1. Die Bibel kennt keine Mystifizierung des toten Leibes.
2.2. Auch der verstorbene Leib behält seine Würde und bleibt in Gottes Blick.
2.3. Die Bibel schildert angemessenen Umgang mit verstorbenen „Gebeinen“ durchweg als Grablegung.
Du aber bist hingeworfen fern von deiner Grabstätte, wie ein verabscheuter Schößling, bedeckt mit Erschlagenen, vom Schwert Durchbohrten, die in eine mit Steinen bedeckte Grube hinabfahren, wie ein zertretenes Aas.
(Jes 14,19)
Du wirst nicht mit jenen vereint werden im Grab, denn du hast dein Land zugrundegerichtet, hast dein Volk erwürgt. Der Same der Übeltäter wird in Ewigkeit nicht mehr erwähnt werden!
(Jes 14,20)
...sondern er soll wie ein Esel begraben werden, indem man ihn fortschleift und hinwirft, fern von den Toren Jerusalems!
(Jer 22,19)
... darum, siehe, bringe ich Unheil über das Haus Jerobeams, und ich will ausrotten von Jerobeam, was männlich ist,
Mündige und Unmündige in Israel, und ich will die Nachkommen des Hauses Jerobeams ausfegen,
wie man Kot ausfegt, bis es ganz aus ist mit ihm.
(1.Kö 14,10)
Wer von Jerobeam in der Stadt stirbt, den sollen die Hunde fressen;
wer aber auf dem Feld stirbt, den sollen die Vögel des Himmels fressen; denn der HERR hat es gesagt!
(1.Kö 14,11)
So mache dich nun auf und geh heim, und wenn dein Fuß die Stadt betritt, wird der Knabe sterben!
(1.Kö 14,12)
Und ganz Israel wird ihn beklagen, und sie werden ihn begraben; denn von Jerobeam wird dieser allein in ein Grab kommen, weil an ihm vor dem HERRN, dem Gott Israels, etwas Gutes gefunden worden ist im Haus Jerobeams.
(1.Kö 14,13)
2.4. Die Verbrennung von Menschen ist innerbiblisch ausschließlich negativ konnotiert (hat immer einen negativen Bezug).
2.5. Auch im Volk Israel wurden bestimmte Vergehen mit Todesstrafe durch Verbrennen belegt.
3. Ergebnis des biblischen Befundes
Aus dem biblischen Befund ergibt sich damit die Grablegung als einzig angemessene Form des Umgangs mit dem verstorbenen Leib.
Diese wahrt die Würde des Leibes und seine Unantastbarkeit, die über den Tod hinaus Gültigkeit hat.
So wie der ganze Mensch gehört auch der verstorbene Leib dem HERRN und steht nicht der Disposition der Weiterlebenden zur Verfügung.
4. Wie konnte es dann zur Verbreitung der Feuerbestattung kommen?
4.1. Verbreitung und Motivation der Feuerbestattung
4.2. Erst in der Neuzeit wurde die Totenverbrennung dann wieder programmatisch verbreitet – in eindeutiger Gegnerschaft zum christlichen Menschenbild, bzw. zur Auferstehungshoffnung.
4.3. Freimaurer und „Freidenker“ haben das Anliegen mit besonderem Nachdruck verfolgt.
4.4. Befund: Die gezielte Förderung der Feuerbestattung erfolgte ausdrücklich und absichtlich in Gegnerschaft zum biblischen Konzept der Auferstehung!
Ein Nebeneffekt der verbreiteten Feuerbestattung ist, dass diese Bestattungsart es den Menschen erleichtert, den Tod zu verdrängen, bzw. einen endgültigen Schlussstrich gegenüber dem Verstorbenen zu ziehen. Anonyme Gräberfelder, auf welche die Asche verstreut wird, wären bei einer Erdbestattung nicht denkbar.
5. Abschließende Bewertung der Indizien
Wir haben Indizien sowohl zum biblischen Befund als auch zur geschichtlichen Entwicklung zusammengetragen. Daraus ergibt sich keine abgeschlossene biblische Lehre, aber dennoch eine klare Tendenz.
Christen sollten nur Erdbestattungen durchführen lassen.
5.1. Das Zeugnis der Erdbestattung
Mit dieser Bestattungsform, wenn sie richtig erklärt wird, kann das Zeugnis der Auferstehung wesentlich besser verdeutlicht werden als durch eine Kremation: Wir geben den Verstorbenen in das Grab,
aber wir erwarten seine Auferstehung; dabei wissen wir: was in das Grab hineingelegt wird, ist letztlich nur noch wie ein „altes Kleid“, das wir ablegen und dann gewissermaßen im Grab
„verstauen“.
Mit der Erdbestattung wird auch vermieden, dass nach dem Tod in einem zerstörerischen Sinn an diesem Menschen noch Hand gehandelt werden muss.
5.2. Das Zeugnis der Kremation
Ein Nebeneffekt der verbreiteten Feuerbestattung ist, dass diese Bestattungsart es den Menschen erleichtert, den Tod zu verdrängen, bzw. einen endgültigen Schlussstrich gegenüber dem
Verstorbenen zu ziehen. Anonyme Gräberfelder, auf welche die Asche verstreut wird, wären bei einer Erdbestattung nicht denkbar.
Diese Anonymisierung erleichtert einerseits den Versuch, den Tod nicht so nahe an sich herankommen zu lassen. Andererseits fehlt den Menschen aber später ein konkreter Ort des Trauerns, wie es
Bestatter bestätigen.
5.3. Christen sollten sich dafür einsetzen, die Erdbestattung zu propagieren und in ihren eigenen Familien zu praktizieren.
Jemandem, der sich für die Feuerbestattung entscheidet, können wir nicht direkt aus der Bibel beweisen, dass die Feuerbestattung eine Sünde sei. Allerdings sollten wir die genannten Belege und
Indizien aus der Bibel geltend machen, welche aufzeigen, dass es sich bei der Kremation um einen heidnischen Brauch handelt.
In unserer Gesellschaft wird der Tod als endgültiges Auslöschen der Person gedeutet, wie es der 2015 verstorbene ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt in einem Interview ausgedrückt hat: „Danach
kommt nichts mehr, danach bin ich weg.“
Je mehr der Zeitgeist den Tod verharmlost, eine Zukunft nach dem Tod für undenkbar erklärt und den doppelten Ausgang („Himmel oder Holle“) leugnet, umso eindeutiger sollte das Zeugnis der Christen
auch in der Form ihrer Bestattungskultur sein.
5.4. Ausblick:
Christen sollen ihre eigene Beerdigung und die ihrer Angehörigen bewusst als evangelistische Möglichkeit erkennen und in diesem Sinne rechtzeitig vorbereiten. Auch für diesen Ernstfall gilt die
Ermutigung aus 1.Petr 3,15:
„Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann,
der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist.“
Eine sterbende Welt braucht das eindeutige Auferstehungszeugnis der Christen auch auf dem Friedhof!
Der untenstehende Auszug aus den Vortrag von Pastor Dr. Wolfgang Nestvogel ist zu hören auf der MP3-CD:
"Ethische Probleme des Alters aus biblischer Sicht"
Auf dieser CD sind folgende Vorträge zu hören:
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