Dr. med. Mira Pankratz
Noch bevor die Corona-Krise ihre Tentakel über die ganze Welt ausbreitete, ist Ihnen vielleicht die Plakat-Kampagne der Diakonie Deutschland #UNERHÖRT aufgefallen. Mit großen
schlichten Texten wurde dafür geworben, an jene Menschen in der Gesellschaft zu denken, die nicht so viel Medienrummel und Aufmerksamkeit bekommen – Obdachlose, Mirgrantenkinder, behinderte Menschen,
Alte und Pfl egebedürftige, Suchtkranke, Andersdenkende, etc.
Die Liste ist lang. Es geht also um die „Schwachen“ der Gesellschaft, die, die sich alleine kein Gehör verschaff en können und daher potentiell vom öff entlichen Leben ausgegrenzt werden. Die
Diakonie möchte jenen Menschen eine Plattform und die Möglichkeit, sich zu äußern, bieten. Prinzipiell ein vorbildliches Projekt!
Vergeblich habe ich in meiner Umgebung und auch auf der Internetseite jener Kampagne nach dem Slogan "#UNERHÖRT – diese Abgetriebenen" gesucht. Kinder, die jährlich zu 100.000 in unserem Land noch im
Mutterleib getötet werden, ohne dass sie sich auch nur durch einen Schrei hätten äußern können. Sie passen perfekt in das Profi l der Schwachen und zu Schützenden.
Doch wahrscheinlich war dieses Thema auch der Diakonie Deutschland zu heikel, jetzt, wo die Political Correctness fast erfolgreich die Begriffe Abtreibung oder Kinder töten mit dem Banner der
Gleichstellung durch Schwangerschaftsabbruch ersetzt hat.
Inzwischen mögen sich diese vermeintlichen Spitzfindigkeiten sowieso relativiert haben. Das ganze Land ist aufgrund des neuartigen Coronavirus unter Inkaufnahme von folgeschweren Maßnahmen wie
Lockdowns und Freiheitsbeschränkungen mit den Worten von Boris Palmer (Oberbürgermeister Tübingen, Bündnis90/Die Grünen) wie folgt beschäftig: „[…] Wir retten in Deutschland möglicherweise Menschen,
die in einem halben Jahr sowieso tot wären - aufgrund ihres Alters und ihrer Vorerkrankungen.“
Welches Leben setzten wir als Gesellschaft aufs Spiel? Und wer darf das überhaupt entscheiden? Oder hat dies bereits getan?
Grade uns Christen darf es nicht darum gehen, Leben in lebenswert und nicht-lebenswert einzuteilen. Jeder Mensch hat durch unseren Schöpfergott eine Würde und das Recht auf Leben erhalten. Dieser
Gott stellt sich eindeutig, wie es auch in 1. Korinther 12,9 zu lesen ist, hinter die Schwachen – seien es Ältere, Kranke oder Ungeborene. Dementsprechend sollten auch wir uns für diese Menschen
einsetzen.
In der Ausgabe des CDK aktuell Nr. 84 stehen trotz Corona letztgenannte im Vordergrund. #UNERHÖRT – diese toten Kinder. Wir sollten ihnen eine Stimme geben, bevor sie sterben. Die Diskussion über das Thema „Abtreibung“ darf nicht im Sumpf der Political Correctness, der Gleichstellung oder einer Viruserkrankung versinken.